glossar

 
Eine kleine Übersicht über Begriffe aus dem Training im Atelier des Mimes, unvollständig, und sich hoffentlich ständig wandelnd. Nur als Erinnerungsstütze! Erstetzt das Erfahren durch Schweiß mitnichten!

 

schwarze Einträge: Begriffe aus der mcd, von Etienne Decroux oder Wassen & Soum bzw. Standards aus dem Bewegungstheater.

 grüne Einträge: Zitate von Etienne Decroux

orangene Einträge: oft verwendete Begriffe im Training im Atelier des Mimes

blaue Einträge: weitere Begriffe aus dem Atelier des Mimes

 

 

 

 



am Abgrund kommt es nur auf die Haltung an: (Leit-)Spruch von O. Pollak. Wennschon ins Ungewisse, wennschon Fallen, dann mit Würde und erhobenen Hauptes

amputation: Veränderung nur einer Richtung in einem → triple design

andulation: Wellenbewegung → lateral oder → en profendeur zB der Wirbelsäule

annelée: Formung mehrerer aneinanderliegenden Organe in gleicher Richtung, also gleichem single/double → triple dessign

annelée complet: voll ausgeprägtes annelée

annelée general: annelée halber Ausprägung

demi annelée: annelée mit nicht allen Organen in gleicher Richtung, bsp. fauteuil moderne: annelée general nach vorne (ggflls im triple dessign) mit tronc nach hinten. Ahmt die Form nach, die man in einer Coach annimmt

antenne d'éscargot: =Fühler einer Schnecke; → dynamo rhythme: zartes Zurückweichen einer Bewegung, ganz so als würde man (leicht) erschrecken

Arbeitshaltung: grundlegende Haltung für Übungen, entweder in erster, zweiter, vierter oder fünfter Position mit aufrechter Haltung, wohlgeformten Armen, offenem Fokus.

arrêt du film: unvermitteltes Anhalten einer Bewegung, ganz so als würde ein Film angehalten werden, ohne erkennbaren → Nachhall

Atelier des Mimes: Name unseres Unterfangens. Beachte!: es ist nicht das 'Atelier de Mime', also das Atelier der Mime, der Sache, sondern das Atelier deS MimeS, also das Atelier der MimeN, also der Darsteller/Künstler

den Atem des Zuschauers manipulieren: wenn man es schafft den Zuschauer zum Seufzen, zum Luft anhalten, zum entspannten oder hektischen Atmen zu bewegen, hat man schon ein sehr direktes Mittel, ihre/seine Gefühle zu erreichen. (siehe auch → Jesus-Atom)

(en) avant / arrière: frz für (nach) vorne / hinten

axe conforme, axe contraire, axe double: drei verschiedene Arten der → lateralen → inclination des → tronc, je nachdem ob die Drehachse hierbei durch diejenige Hüfte geht, wie die Richtung der Beugung (conforme), oder die entgegen gesetzte Hüfte (contraire) oder in der Mitte der beiden Hüften (double)

la bascule: → inclination des → tronc über das normale Maß hinaus

bounce: Bewegung wie ein flummy

Beckenblüte: die Vorstellung im Becken sei eine nach vorne sich öffnende Blüte. Geht einher mit einer Aktivierung des Beckenbodens und einer sanften Hebung des Schambeins

(gute) Betriebstemperatur: körperlicher Zustand nahe der Erschöpfung, der Raum macht für unerwartete Regungen und Empfindungen und Kreationen

la bouteille: → Organ der mcd: → Tour Eiffel ohne Kopf. Wenig gebräuchlich

bras en gaze: luftige, schwerelose, weiche Führung des Armes, ganz so als würde sich ein ganz feiner, leichter Stoff zu Boden legen
bras en parachute: eine Armführung, die nahelegt, als würde die Arme Luft fangen gleich einem Fallschirm
bras en cape mouillé (...nasser Regenmantel), bras en lierre (...Efeu): weitere Armhaltungen

le bras d'harmonie: der nicht die eigentliche Tätigkeit beschreibende Arm, der sich harmonisch ins Gesamtbild einfügt. Arm ist hier meist in → bras en aile d'aigle

le bras en aile d'aigle (à l'envers): Arm als Adlerschwinge (umgekehrt). → annelée im Arm (Arm > Unterarm > Hand) mit sanfter Beugung, → meist auf niveau d'eau

BSR: ein Werbespruch der Berliner StadtReinigung lautet: 'Gebt alles!' Soll ein nahendes Ende einer Improviation oder Übung verkünden, samt Aufforderung die Enrgie bis zum Ende zu halten oder gar noch zu steigern

le buste: → Organ der mcd: die Büste (=Kopf, Hals, Brust & Arme, NICHT dazu gehört die Taille, das wäre dann → le torse)

BVG: Werbespruch der Berliner Verkehrsbetriebe Gesellschaft: 'Sei fair, nimm Rücksicht, Du bist nicht allein unterwegs' -> soll im Spiel in der Gruppe die Gewahrsamkeit für die Mitspieler fördern.

cardeuse: → contrepoids der mcd

catch à l'envers: =Ringen auf umgekehrte Weise, meint das Ausweichen von Teilen des Körpers um einem anderen Teil (zumeist dem Arm) Platz zu machen.

causalité: (logisch-)rhythmische Verküpfung von verschiedenen Bewegungen des Körpers oder verschiedener Körperteile verschiedener Darsteller. c. baton, c. fiselle, c. resort, c. chiffon, c. nuage

causalité nuage: → besondere, nicht mechanische Form der → causalité. meint den Sinnzusammenhang der in der Gewahrsamkeit des Zuschauers entstehen kann von an sich unzusammenhängenden Bewegungen/Ereignissen des Bühnengeschehens

cavalier de carton: gebeugte Beine in zweiter Position mit unverhältnismäßig großer Beugung in und Öffnung nach außen in den Knien

ceinture convex: muskuläre Wolbung nach außen im unteren Bereich der Wirbelsäule (auf Höhe der Lenden). Hilft eine wohlgeformte → buste nach vorne zu erlangen

c'est le corp qui souffre: Ausspruch Decroux' (=es ist der Körper der leidet). Aufruf zu einer körperbetonten, 'simplen', lesbaren anstatt psychologischen Darstellungsweise

c'est mouuuuuu: frz. / lautmalerisch für 'das ist schlaff, kraftlos'. herbe Kritik

chasé: aus dem Ballett: der Fuß des Standbeins wird durch den anderen ersetzt. das Gewicht bleibt dabei an Ort und Stelle

collapse: Sonderform der → suppresion de support. Unvermitteltes (wennauch meist kleines, nicht ganzkörperliches) 'Einbrechen' des Standes

en contradiction: sich widerstrebende Richtungen verschiedener → Organe

contrepoid: das Herzstück der mcd. Beschreibt die Untersuchung nach dem muskulären Aufwand in Relation zur Gravität um Aktionen vollführen zu können. NICHT: contrepoint. Diese sind: supression de support, tomber sûr la tête, siconne, cardeuse

coporeal mime: englisch für mime corporel dramatique

la corde:=das Seil. bezeichnet eine Übung in der die Hände ein Seil halten und die Arme im Verlauf → bras en aile d'aigle annehmen

cou cheval de cirque: (=Hals eines Zirkuspferdes). Der Kopf ist nach vorne geneigt, das Kinn drückt sich hierbei Richtung Adamsapfel, der Nacken ist lang gezogen, der marteau ist nicht nach vorne gebeugt

Dämonen-Strategie: spielerische Untersuchung diverser Begegnungsmöglichkeiten mit unerwünschten 'Dämonen', Gedanken, Vorstellungen, sei es Abwehr, Vertreiben, Wegscheuchen, Aushalten oder mit Liebe begegnen

Decroux est mort:=Decroux ist tot. Ausspruch Olivers. Soll daran erinnern, sich nach gegebener Hingabe, Studium und Zeit, vom Vermächtnis Decroux' zu emanzipieren um seinen eigenen und persönlichen Ausdruck zu finden

degressiv: → progressiv

départ imperceptible: Eine Bewegung oder Notion, die ohne erkennbaren Anfangsimpuls, scheinbar aus dem Nichts beginnt und derer progression sich der Zuschauer erst danach gewahr wird

Dieu n'a pas d'épaules: =Gott, hat keine Schultern. Ausspruch Decroux'. Soll zu einer neutralen Schulterhaltung ermahnen, da Schultern recht ausdrucksstark sind und schnell zu einer Karrikatur führen, die dem Stil der mcd eher fremd sind

dirty it up! Aufruf sich von einer allzu wohlgeformten, technischen und unpersönlichen Darstellung zu entfernen. → Decroux est mort

Dreieck: mit oben dem Punkt am Hinterkopf der den Boden berührt wenn man auf dem Rücken liegt und unten den beiden Schulterblätter. Dies Dreieck sollte möglichst weit aufgespannt sein

dynamo rhythme:  Rhythmen einer Bewegung. Die 6 klassischen dynamo rhythme sind: toc, toc resonance, toc buttoire, ponctuation, vibration, → antenne d'éscargot. Das Atelier des Mimes versucht das System der Rhythmen auszudifferenzieren. Hier eine kleine Liste ->

envol: Bewegung des → Tour Eiffel mittels Ferse über das → relevé in balisitische Kurve mit sanftem aufsetzen

Einschlafgrübchen: kleine Kuhle zwischen Schulter und Schlüsselbein. Soll möglichst wenig dasein, Schultern sollen seitwärts nach außen streben.

Ersatz de lateral: die → laterale → inclination des → Tour Eiffel wird noch verstärkt durch eine horizontale → translation des → tronc in die entsprechende → oublique nach vorne

étai: → contrepoids, Sonderform der → supression de support. Schreibweise unklar!

eternal ninja turtle: Wer weiß, ob eine Schildkröte nicht in ihrem Innern Purzelbäume schlägt. Inneres Vibrieren bei äußerer Ruhe. Bereit sein. → Muhammad Ali

Etienne Marcel Decroux: Begründer der mcd. 1898 - 1991

excercise:=Übung, Bewegungsfolge ohne dramatischen Anspruch

eyelight: das Einrichten des Blickes, des Kopfes bzw. der Augen, damit (Scheinwerfer-)Licht sich in diesen reflektiert. In Portrait-Fotografie wird just zu diesem Zweck oft eine extra Lichtquelle eingerichtet; → Galnz in den Augen

fauteuil moderne: → annelée

les figures: Teil des → repertoire der mcd. Kurze 'Choreographien' bis max. ca. 2 Minuten. Dienen eher als Anschauungs- und Übungsmaterial.

figures scolaires: kleine Bewegungssequenzen die zur Hervorhebung eines einzelnen technischen Aspekts bewußt auf viele Stil- und Gestaltungsoptionen verzichten

fin sec: Abschluss eines → dynamo rhythme, trocken, ohne Nachhall in den Raum.

Fisch-Syndrom: Kritik an einer zu gleichförmigen, impuls-, spannungsarmen, zumeist weichen undynamischen Spielweise mehrerer Darsteller ohne Kontraste, die oft einschläfernd auf den Zuschauer wirkt

the floor is your best friend: bedeutet zweierlei: der Ausdruck soll nicht nur auf stehende Positionen beschränkt sein. 2. es ist nicht nötig den Boden anzuschauen, den beste Freunde sind treu ohne dass es einer Vergewisserung benötigt

Fokus: Art des Blicks der sich auf einen konkreten (ggflls imaginären) Außenraum oder auf einen inneren Raum (Gedanken, Gefühle) bezieht

en fondue: Bewegungsart, mit gleichförmiger und impulsloser Gebundenheit der einzelnen Teilbewegungen bei fehlem jeglicher rhythmischer Kausalität

Frida Kahlo: sagte: 'die Augen sind die Pforte zur Seele'. Es sei dem Zuschauer gegönnt tief in das Innere der Bühnenfigur zu blicken. Diese soll demnach ihre Augen öffnen


gamme: =Tonleiter; Übungsfolge des Durchdeklinierens einer Bewegung durch die verschiedenen → Organe des Körpers, zB gamme lateral simple progresive: =einfaches (also ohne beispielsweise contradictions) Durchdeklinieren der lateralen Beugung durch die einzelnen Körperteile beginnend mit dem Kopf

Gewicht im Blick: → gravure beim Verändern der Blickrichtung (egal aufgrund welchen → Organs), um die Bedeutungsschwere zu vergrößern

Glanz in den Augen / Druck hinter die Augen: Bewußtes Erzeugen einer Brillianz, einer Lebendigkeit, einer Leuchtkraft in den Augen; auch → eyelight und → regard balistique

gleichgültig: inneres Bild, nicht auf eine distanzierte, unbeteiligte Haltung von 'egal' zielend, sondern auf eine nicht wertende, nicht hierarchisierende, nicht priorisierende, die allen Erscheinungen gleiche Gültigkeit zugesteht.

global: als Ganzes, weder de- noch → progressiv

umgekehrte Gravität: die Vorstellung, die Wirkung der Gravität verlaufe in umgekehrter Richtung: von unten nach oben. Soll eine Aufrichtung des Körpers ohne allzu große äußerliche Muskelspannung bewirken

gravure: → dynamo rhythme: schwächere Form der → vibration

Haare wehen im Himmel: die Vorstellung einer (geistigen) Verbundenheit nach oben; → umgekehrte Gravität

Heiterkeit im Gemüt: oft wiederkehrender Spruch Olivers; geistige Grundhaltung (→ Regel Nummer Null)

Honig aus den Fingerspitzen: als würde eine zähe Flüssigkeit in den Raum wabern, soll mehr Gewahrsamkeit in die Führung fast vollständig aber nicht gänzlich gestreckter Finger erreichen

homme de sport: → Spielmodus der mcd, Betonung der körperlich-muskulären Aktivität im Umgang mit realen Gegenständen; homme de salon: Darstellung des Menschen in sozialen Kontexten und im Umgang mit allenfalls leichten Gegenständen; homme de songe: Darstellung der inneren Bewegungen eines Menschen (Gedanken, Gefühle)

' l'homme qui voulait rester debout': Titel einer Theateraufführung des → Théâtre de l'Ange Fou. Beinhaltet die Rekonstruktion von 13 Stücken aus dem Teil des → repertoire der mcd. Stellt heutzutage einen Referenzpunkt, ein 'Nachschlagewerk' zum Erhalt des Repertoires an Stücken (pieces) von Decroux' Schaffen

'Il ne faut pas blesser les yeux d'éspace!': =man soll nicht die Augen des Raumes verletzen. Aussage Decroux'. Meint man solle stets darauf achten, das nicht zu scharfe Ecken (gegeben zB im Ellbogen durch übermäßige Beugung des Arms) zu produzieren, damit der Gesamtausdruck ein harmonischer, runder ist

inclination: Beugung. entweder → lateral oder → en profendeur, zusammen mit einer → ratotion ergibt sich ein → triple desgn

isländisch: robuste, rustikale, blockhafte Bewegungsform

à l'italienne: Einstudieren, Wiederholung einer Bewegungsabfolge nur im Andeuten der einzelnen Bewegungen ohne sie konkret und formgerecht auszuführen

(côté) jardin / (côté) cour: im frz. Sprachraum gebräuchliche Bezeichnung zur Unterscheidung der beiden Bühnenhälften. Vom Zuschauer aus betrachtet: jardin=linke Hälfte, cour=rechte Hälfte

Jesus-Atom: Theoretisch ist es möglich einen Luftpartikel einzuatmen, den schon Jesus damals geatmet hat. Jesus beiseite: Durch sichtbar freie Luftkanäle und Atmung des Darstellers (siehe → Lächeln im Rachen) vermittelt sich dem Zuschauer subtil und doch deutlich, daß man tatsächlich im gleichen Raum zur gleichen Zeit und somit allein schon auf stofflicher Ebene verbunden ist (was Kino z.B. - trotz all seiner technischen Vorteile - ja nie erreichen kann). Ein virtuoser → lapin, → respiration musculaire, → den Atem des Zuschauers manipulieren → Stolz in der Büste etc. helfen also emotionale Verbindung zum Zuschauer zu schaffen, was ja letztlich Ziel jeder (performativer) Kunst sein sollte.

kill your darlings: in vielerlei Kunst-Kompositionskontexten gebräuchliches Mantra. soll bedeuten von ursprünglich von für gut befundenen Ideen Abstand zu nehmen, um nicht an vorgefesstigten Ideen fest zu halten, die den Blick für weitere unerwartete Umsetzungsmöglichkeiten verwehrt

Kommandopunkt: Begriff entlehnt aus der Biomechanik Meyerholds. Bezeichnet den Punkt wo beide Rippenbögen und Brustbein aufeinander treffen. Sollte nicht nach außen geöffnet werden. Bezeichnet Kraftpunkt / Zentrum

Korsettspannung: muskulärer Grundtonus im unteren Rumpfbereich. Siehe auch → Zahnpastatube; der Mangel davon ist → Torsoalarm

jetzt mal mit Kunst: Erinnerung daran, das Bewegungsübungen immer wieder auch mit theatralem Inhalt gefüllt werden sollten, damit sie nicht zu purer Gymnastik verkommen

Kunst oder Kitsch? ewig wiederkehrende Frage... Feine Gratwanderung

Lächeln im Rachen: Öffnung des Rachenraums, ähnlich wie beim Gähnen, ohne aber dabei den Mund groß zu öffnen; nur eine leichte Öffnung der Lippen. führt gerne zu einem leichten Lächeln der Lippen, ohne dass dies dort produziert und zur Grimasse wird

lateral: seitwärts; eine der 3 Raumrichtungen eines → triple dessigns

le lapin =der Hase: sehr grundlegende Übung der mcd. Ein Spiel mit der Spannung und der Durchlässigkeit der Wirbelsäule

Lucky Luke: Cowboy-Comicfigur, die schneller schießt als ihr Schatten. meint eine sehr schnelle, unerwartete, reflexive Bewegung ohne erkennbare Präparation

main en coquille (Muschel) > ... palette (flach) > ... trident (Dreizack) > ... salamandre > ... margherite: verschiedene Haltungen der Hand

marche de ...: diverse Gänge und Schritte aus dem → repertoire der mcd, zB 'marche neutre', 'marche de base', 'marche de sport', 'marche sur les nuages', 'marche sans accent statique' uvm

'letztes Mal': zumeist sinnleere Aussage über die Anzahl der noch zu vollführenden Wiederholungen einer Übung :-)

le marteau: =der Hammer; → Organ der mcd: Kopf & Hals

mcd: hier verwendete Kurzform für mime corporel dramatique

en medaille: absichtlich verflachte Körperhaltung im Profil

métaphore a l'envers: (=umgekehrte Metapher). Kompositionsprinzip der mcd. Ausführung vor Sinn. Geht den gegenläufigen Weg von, eine Idee zu einer Darstellung haben und dann eine (notfalls illustrative) Umsetzung finden

more Jazz!: Aufruf zu einer spannenderen, lebhafteren dynamisch-rhythmischen Spielweise. Meint free-Jazz, also Musik, die impulsiv und kaum vorherberechenbar ist.

mousse au chocolat: ähnliche dem → Schweinchen im Weltall. Betonung auf die taktil-sinnliche Erfahrung des Hineinlegens in den Raum (die mousse).

Muhammad Ali: war bekannt für seinen tänzelnden Boxstil.
Muhammad Ali 1: immer sprungbereit, Gewicht auf den Zehen! (re-)aktions-schnelle Füße.
Muhammad Ali 2: ein vibrierender Beckenboden. Kraft fürs Becken und Stütze für waist-line aufwärts.
Muhammad Ali 3: Schulterblätter schön machen! tonische Spannung des Schultergürtels, freie Büste
Muhammad Ali 4: innere Vibration, Fülle in der Leere. (auch → eternal ninja turtle)

Nachhall: anhalten einer Bewegung ohne ein Unterbinden ihrer Intensität und ihres Weitertransports nach außen.

Negativraum: beschreibt den Raum zwischen den Gliedmaßen eines Körpers, das Raumvolumen, das durch die Begrenzungen des Körpers entsteht

New York: die skyline New Yorks sieht man am besten wenn man etwas entfernt ist (zB Brooklyn); meint das absolute Maximum einer Bewegung ist nicht zwangsläufig der ertragsreichste

niveau tois, niveau d'eau, niveau v: die Richtungen die der (Ober-)Arm lateral einnehmen kann: → oblique nach unten, horizintal, oublique nach oben. es ist niveau d'eau (Wasse) NICHT niveau d'os (Rücken)

(durch-)nudeln: Lockern des Körpers mit besonderer Aufmerksamkeit darauf, dass alle Organe ohne Prioritäten und in eher unrhythmierter Weise weich und locker und ohne Anfang und Ende bewegt werden. Ohne besonderen → Fokus

offrandes: Gruppe von → figures (im Stil des → homme de salon). Stellen 'das Geben' im Weitesten Sinne dar.

Organes=Körperteile: →→ la tête, le marteau, le buste, le torse, le tronc, la Tour Eiffel (und la bouteille, le demi (Tour) Eiffel).  Organes primaires sind: la tête, le buste, le tronc & la Tour Eiffel. Organe secondäre (le marteau, le tronc) können in sich selbst keine eigenständige → rotation ausführen

oublique: Diagonale im Raum. 45 Grad von der Profil-Linie
oublique adieu: vom Zuschauer aus gesehen, (Bühnengang) von links vorne nach rechts hinten
oublique bonjour:  von links hinten nach rechts vorne
oublique fou:=verrückte Diagonale; von rechts hinten nach links vorne, da sie gleichzeitig hervorkommt, aber der Schreibrichtung widerstrebt
oublique renaissance: von rechts vorne nach links hinten

Panache: → Umpf!

parasitäre Bewegungen: unbewußte und unerwünschte Bewegungen, die sich aufgrund mangelnder Konzentration oder Gewahrsamkeit einschleichen und ungewollt Aufmerksamkeit an sich ziehen; zB nervöses Zucken, schlaff pendelnde Arme, übermäßig blinzelnde Augen etc

'Pas trop mal' (frz. für 'gar nicht mal so schlecht'): Höchstes erreichbares Lob im Unterricht :-)

les pieces: Teil des → repertoire der mcd. Feste Stücke der mcd. Dauer: 5-30 Minuten

pied de Madame Decroux: sehr wohlgeformte, leicht gebogene und → degressive Führung des Beines und Fußes. Rührt der Legende nach von der Ehefrau Etienne Decroux' her

pied kacka chien: schnelles Schnippen/Strecken des Fußes sobald er den Boden verläßt, ganz so, als würde ein Hund sein Häufchen vergraben wollen

Planeten-Schwung: gruppendynamische Anweisung mit der Vorstellung, alle Körper des Raumes sind durch imaginäre Anziehungskräfte verbunden, die dem Gesamtgebilde Schwung geben ohne allzu viel Zutun der einzelnen Teile

plié: gebeugte Beine. Begriff aus dem klassischen Tanz.

le poids décicive:=das entscheidende Stückchen, der Tropfen, der das Faß zum Überlaufen bringt. Die Vorstellung, dass ein letztlich kleines Körperteil eine ganze Kette an Reaktionen hervorruft

point fixe:  Fixpunkt im Raum. ein Körperteil bleibt räumlich gesehen an gleicher Stelle, während sich andere Teile darum bewegen.point fixe dynamique: die optische Illusion einer räumlichen Fixierung eines Körperteils wird durch Überbetonung der nötigen Gegenbewegungen verstärkt

ponctuation: → dynamo rhythme. Abschluss einer Bewegung mit einem toc sûr place

Powerhouse:  Begriff entlehnt aus dem Tanztraining. meint das Kraftzentrum das aus dem Beckenboden entwächst

prise-et-pose: Gruppe von → figures, die ein Nehmen und Stellen eines (nebensächlichen) Gegenstandes zur Grundlage haben

(en) profendeur: in der Tiefe, also vorne/hinten, eine der 3 Richtungen eines → triple dessigns


progressiv: beschreibt die Reihenfolge der zu bewegenden → Organe. progressiv: von den kleineren zu den größeren Organen (zB: tête > marteau > buste > torse > tronc > Tour Eiffel). degressiv: in umgekehrter Reihenfolge. global: alle gleichzeitig, ohne Reihenfolge

Proletarier-Beine: ebenso wie in klassenbasierten Gesellschaftsformen eine Unterschicht verhältnismäßig viel arbeitet damit eine Oberschicht Party machen kann, sollen im Körperschauspiel à la mcd die Beine, obgleich sie harte Arbeit verrichten, ihren Arbeitsaufwand nicht zur Schau stellen, sondern sich in den Dienst der darüber liegenden Elemente (Rumpf, Büste, Kopf und Arme) stellen, um nicht das Augenmerk wegzulenken von deren Ausdruck und Erzählung

Pouf de l'âme: besonders magische Form des → lapin, ganz als würde sich in einem zarten und doch bedeutsamen Moment die Seele, die Gewahrsamkeit der Figur verflüchtigen

'Quand je vois un être humain se lever, je vois l'humanité se relever': Ausspruch Decroux'. (=wenn ich einen Menschen sich aufrichten sehe, sehe ich die Menschheit sich erheben). Gerne benutzt um die dramatische Tiefe eines → lapin zu betonen

Rakus: Begriff der Biomechanik entlehnt. Bezeichnet die Gewahrsamkeit des Bühnendarstellers für die Perspektive des Zuschauers. Wir unterscheiden zwischen
Rakus 1: der räumliche Anblick an sich...
Rakus 2: ... im Zusammenspiel mit dem Bühnenlicht...
Rakus 3: ... mit bewußtem Gesichtsausdruck.

regard balistique: Blick in die Horizontale aber mit der Vorstellung man würde eine weite Landschaft überblicken, dabei die Erdkrümmung nachzeichnend

den Raum bevölkern: die Vorstellung eines Darstellers, in dem ihn umgebenden Raum gäbe es für ihn sicht-/wahrnehmbare Figuren (aus der Erinnerung oder Vorstellung). auch → Dämonen-Strategie

Regel Nummer Null? Lächeln! Grundbedingung jedes Seins im Unterricht (und ggflls auf der Bühne): Ein entspanntes Lächeln ob all der zu bewältigenden Probleme (zB Bauchmuskeltraining)

relache:=entspannen

relaxation secrete: (=unauffällige Entspannung). Besondere Ausführung des → lapin. Meints das Unauffällige entspannen des Brustkorbs (ohne dies deutlich kenntlich zu machen) um noch eine Möglichkeit einer Steigerung der (dramatischen) Spannung dort zu haben

relevé: auf Zehenspitzen

rendre visible l'invisible: berühmter Ausspruch Decroux'=den Unsichtbare sichtbar machen. Meint den Befindlichkeiten und den inneren Bewegungen einer Figur einen nach außen hin sichtbaren Ausdruck zu geben, bzw. Gedanken und Gefühlen ein Gewicht verleihen

retour en branche:  Zurückführen einer Bewegung bei kurzzeitigem Verstärken der Gegenbewegung. Bild: ein Ast mit Blättern liegt im Wasser. wird dieser am Stiel heraus gebeugt, wird sich das Astende erst weiter beugen, bevor es aus dem Wasser schnellt

le répertoire: die Summe aller festgelegten Bewegungsabläufe die E. Decroux (meist in Zusammenarbeit mit seinen Assistenten) erarbeitet hat und die nun von einer Generation zur anderen weitergereicht/-gelehrt werden. Hierzu gehören → les figures, → les marches, → les pieces

réspiration musculaire:  =muskuläre Atmung; besondere Ausführung des → lapin. Macht die Atmung optisch sichtbarer durch muskuläre Unterstützung

rétablie: Wiedereinrichten eines Organs in einen Zustand ohne dessign

Rokoko: (Kritik an einer) manieristischen, formverliebten Spielweise um seiner Selbst Willen ohne erkennbaren (dramaturgischen) Grund und Gewinn

rond de jambe: aus dem Ballett: Kreisbewegung des Beines

rotation: Drehung (um eine meist vertikale Achse). ergibt zusammen mit → inclination → lateral und inclination → en profendeur ein → triple desgn

Schiefbein: soll bedeuten das Schienbein möge möglichst schief, weg von vertikal hin zu horizontal sein, obgleich dies sehr anstrengend ist. Verleiht dem Ausdruck einiges mehr an Dynamik

Schüler Scheuchen: Pädagogisches Grundprinzip des Atelier des Mimes :-)

Schweinchen im Weltall:  konstante, gleichförmige, langsame, arhythmische Bewegung des gesamten Körpers im Raum (vornehmlich im tronc) als sei er keinerlei Schwerelosigkeit ausgesetzt (daher ein Fehlen jeglichen → contre-poids), der Gesichtsausdruck dabei nicht wertend bzw. → gleichgültig (→ les yeux paints). Siehe auch → mousse au chocolat.

don't trash the shopping: ebenso wie es widersinnig wäre, die Einkäufe auf dem Nach-Hause-Weg in die Mülltonne zu werfen, ist es vergeblich, bei der Rückkehr von einer großen Position (bsp. einem annelée) die Wirkung, die diese 'Reise' auf die Figur hat zu negieren

Sissonne: → contrepoids der mcd. Begriff aus dem Ballett, allerdings nicht mit diesem verwandt

(main en) Showbizz: kurzes kräftiges Schütteln der Hand, bevor diese eine signifikante Form annimmt

Spielmodi der mcd: Untersuchung dessen, ob sich die Figur in einem konkreten (wennauch imaginären) oder in einem transzendenten Raum befindet. Die 4 Hauptspielmodi sind:   → homme de sport, homme de salon, homme de songe, und → statuaire mobile.

la statuaire mobile =die bewegte/bewegliche Statue: → Spielmodus der mcd. Höchste Stilisations bzw. Abstraktionsform. Der Darsteller auf der Bühne wird seiner individuellen Figürlichkeit enthoben und stellt sich dem Kontext des Mensch-Seins an sich. Diese Darstellung ist meist so nackt wie die Scham es erlaubt mit einem verhüllten Gesicht (→ la voile), um dem Ausdruck eine Zeitlosigkeit und Überpersonalität von Statuen zu verleihen. Hier findet der Übergang einer Darstellung von 'Der Denker' hin zu 'Der Gedanke' statt

Stolz in der Büste: eine aufgerichtete Büste mit einem Brustbein, das nach schräg oben weist und der Vorstellung von Mut, sich verletztlich und offen(-herzig) zu zeigen. dies meint einen weichen aufrechten, aufrichtigen Stolz, nicht einen durch Kpnkurrenz und Mißgunst geprägten!

stretching postural:  muskuläres Training zur Stärkung der Muskulatur um die Wirbelsäule. Nicht Teil der mcd.

style for style: → Rokoko

supposé originale: die 'vermutete' unstilisierte Vorlage für ein bereits bestehendes Stück (des → repertoire)

supression de support: → contrepoids der mcd,=Wegnahme einer Stütze

suspension: Moment der Darstellung ohne ausgeprägte Bewegung aber dennoch voll Atem und Ausdruck nach außen. zB →  Nachhall

tableau vivant: Positionierung verschiedener Bühnenfiguren nach ästhetischen Prinzipien mit wenig aktiven Bewegungen darin, sodaß die Anordnung wie ein 'lebendiges' Gemälde wirkt

tendue: gestreckte Beine. Begriff aus dem klassischen Tanz. Siehe auch → plié

la tête: → Organ der mcd: der Kopf

tetrapack:  neu hinzugefügter → dynamo rhythme. Diesem liegt die Vorstellung zu Grunde man hebe/bewege einen Gegenstand von dem man fälschlicherweise vermutete er habe merkliches Gewicht (zB Milchtüte in undurchsichtiger Verpackung). Die Bewegung beginnt also mit einem deutlichen (fast unkontrollierten) Impuls

Théâtre de l'Ange Fou: Name einer Theatercompany geleitet von Steven Wasson und Corinne Soum, den letzten beiden Assistenten Etienne Decroux'. Namenhafteste Vertreter der mime corporel. (www.angefou.co.uk). Diese company rekrutiert ihre Ensemble-Mitglieder aus der angegliederten Schule für mcd, wennauch nicht alle Produktionen dieser company streng genommen dem Stile der mime corporel entsprechen

tiroir de cuisine moderne: neu hinzugefügter → dynamo rhythme. hergeleitet von modernen Schubladen die sich ganz sanft durch Pufferung mit Luft schließen

le torse: → Organ der mcd: der Torso=Kopf bis Bauch/Taille, aber ohne Becken (Beine, Füße)

Torsoalarm: bezeichnet eine zu schlaffe Führung des Torsos, der somit nach hinten hängt und nicht ganz auf dem Becken aufgerichtet ist.

la demi Tour Eiffel: → Organ der mcd: Von Kopf bis Knien. Wenig gebräuchlich la Tour Eiffel: (=Eiffelturm in Paris) → Organ der mcd: Der gesammte Körper

toc, toc ressonance, toc buttoire: → dynamo rhythme der mcd

le train:=der Zug. Gleichzeitigkeit einer durchgängigen gleichförmigen Bewegung (der Zug, zB im tronc) und davon unabhängigen Bewegung innerhalb (die Fahrgäste des Zuges, zB die Büste)

translation: parallele Verschiebung eines Körperteils, → lateral oder → en profendeur. wird durch zwei gegengerichtete → inclinations erreicht

transposition: Übersetzung einer Aktion, eines Bewegungsablaufs oder einer Dramaturgie in einen neuen Sinnzusammenhang durch diverse Stilmittel und Stilisationen

triple design: Kombination von den 3 Bewegungsmustern in den 3 Raum-Richtungen: → rotation -> lateral -> profendeur in einem → organe primäre. es gibt also 2^3=8 triple designs, zB: droite-droite-arrière (bedeutet: Rotation nach rechts, Beugung nach rechts, Beugung nach hinten)

triolet: drei Bewegungen (meist im selben Körperteil) in sehr schneller Abfolge. Begriff entlehnt aus der Musik

trois points max: Bei dieser Darstellung dürfen nur 3 Punkte den Boden berühren, wobei ein Fuß bereits als 2 Punkte zählt (Zehen + Ferse), ebenso eine Hand (Fingerspitzen + Handballen)

le tronc:=der Stamm → Organ der mcd. Der Rumpf inkl. Arme und Becken, bzw. der Körper ohne Beine und Füße

Tomber sur la tête: → contrepoids der mcd

Umpf! → Zack-Bumm

wir lieben Unfälle! meint nicht körperliche Verletzungen, sondern Unerwartetes, Unvorhergesehenes, das Raum schafft für ungeplanten, neuartigen Ausdruck

Verwobenheit: die Vorstellung, daß Bewegungen und Geschehnisse (auf der Bühne) immer in einem Gesamtkontext und nie gänzlich unabhängig und isoliert geschehen

vibration: → dynamo rhythme.

la voile: helles Tuch um das Gesicht und den Kopf komplett zu verhüllen. Arbeits- sowie Stilmittel der mcd im Spielmodus des → statuaire mobile

vulgäres Spiel: eine fragwürdige Darstellungsweise die sich krasser, aufgesetzter Grimassen und Ausdrucksweisen bedient um Empfindungen beim Zuschauer zu erzwingen, die zumindest befremdlich, wennnicht gar unglaubwürdig erscheinen und somit eher dazu geneigt sind, den Zuschauer mit seiner Empfindungswelt auf Abstand zu halten

Welpenschutz: gewisse Nachsichtigkeit bei mangelhafter Ausführung bzw. Milde bei Kritik für Neuankömmlinge im Atelier des Mimes. Endet meist nach 2 bis 3 Wochen.

Wolken aus der Stirn: das Bemühen um eine Stirn frei von Kräuselungen und Falten, bedingt durch 'private' Zweifelei

les yeux paints: =gemalte Augen. soll anzeigen, dass die Augen immer geradeaus aus dem Kopf schauen und bei Bewegung des Kopfes (oder jedes anderen Organs) nicht an Fixpunkten außen hängenbleiben

you love it, you just don't know yet... unermüdliche Aufmunterung den inneren Schweinehund ein bißchen mehr zu überwinden

Zack-Bumm: → Panache

zero de figure: Ausgangs-/Startpunkt einer Bewegungsabfolge

Zahnpastatube: Die Vorstellung, man würde im Lendenbereich etwas zusammen gequetscht, sodaß sich der Torso vom Becken weg nach oben reckt. Siehe auch → Korsettspannung bzw. → Torsoalarm